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So kommen wir bis Tecuci. Straßenlaternen gibt es hier kaum,
alles ist finster ringsum. Wir kurven ziellos durch die Stadt bis wir zu einem großen,
freien Platz kommen, auf dem wir das Wohnmobil neben der Straße parken. Es ist alles
ruhig und finster. Weiter hinten kommt anscheinend jemand mit dem Auto nach Hause, dann
kehrt wieder Ruhe ein.

Nach der sehr ruhigen
Nacht schaue ich mir am Morgen erst mal die Umgebung an. Um den Platz herum stehen kleine,
eingeschossige Häuser. Auch hier sind sie von hohen massiven Holzzäunen umgeben, so dass
meist nur das Dach hervorschaut. Es ist Sonntag und die Leute hier haben sich fein
herausgeputzt, um zur Kirche zu gehen. Einige interessieren sich überhaupt nicht für
uns, andere schauen recht neugierig zu uns herüber, gehen schnell vorbei und grüßen
zurück. Ein älterer Herr kommt zu unserem Wohnmobil, spricht uns an leider
verstehen wir nichts. Die zwei Frauen, die ihn begleiten, machen sich anscheinend lustig
über ihn, vielleicht, weil er so neugierig ist. Schließlich überreden sie ihn, wieder
zu gehen. Wir räumen zwischenzeitlich das Wohnmobil auf. Da kommt der freundliche alte
Herr wieder zurück, bringt uns eine Melone und Weintrauben, offensichtlich für die
Kinder. Er versucht uns wieder etwas zu erklären. Plötzlich nimmt er mich am Arm und
deutet mir an, dass ich mit ihm kommen soll. Warum nicht? Vielleicht will er mich zum
Frühschoppen einladen. Nach etwa 100 Meter führt er mich in einen Garten. Ich staune.
Das Haus ist anscheinend frisch renoviert, mit rotbrauner Farbe gestrichen, die Fenster
von Lisenen umrandet. Davor ein gepflegter Garten mit reichlich Obst und Gemüse.
Eindeutig dominieren hier die Weintrauben. Er bietet mir welche zum Probieren an und weist
seine Frau an, eine Schüssel vol zu pflücken. Die Trauben schmecken genauso wie die, die
bei uns am Haus wachsen und die inzwischen auch reif sein müssten. Vermutlich die gleiche
Sorte mit dem unverkennbar herben Geschmack. Nachdem ich mit allen möglichen Gesten
versucht habe, zu verdeutlichen, wie sehr ich beeindruckt bin und wie gut mir sein Garten
gefällt, verabschiede ich mich wieder. Die Kinder bringen nachher noch die Schüssel
zurück und wir machen uns wieder auf die Reise.
Auf
der Suche nach der Hauptstraße kurven wir durch den Ort und kommen an einer orthodoxen
Kirche vorbei, in der gerade der Gottesdienst gefeiert wird. Das interessiert uns und wir
halten am Seitenstreifen an. Die Besucher, darunter auch viele Jugendliche, sind sehr
festlich gekleidet, zum Teil in ihrer bunten Tracht.
Weiter
geht die Fahrt Richtung Norden. Unser nächstes Ziel ist das Weingut Cotnari, das wohl bekannteste in Rumänien.
Auf der gut
ausgebauten E85 kommen wir zügig voran. Bei Targu Frumos biegen wir ab Richtung Norden.
Von Ferne sehen wir das Weingut auf dem Hügel.
Inmitten der
Weinberge gelegen, erinnert es entfernt an die Toskana. Wir parken das Wohnmobil seitlich
davor und sehen uns um, ob es vielleicht eine Möglichkeit für eine Besichtigung oder
Weinprobe gibt. Aber heute ist Sonntag, niemand ist zu sehen und alles verschlossen. Wir
starten zu einem Spaziergang zwischen den Weinbergen und kommen so zum Dorfcafe, einem
Treffpunkt der Jugend. Hier genehmigen wir uns erst mal Kaffee und Limo für die Kinder. Auf dem Rückweg erkunden wir
das Dorf am Fuß der Weinberge. Die
Dorfstraße ungeteert, kleine Bauernhöfe hinter 2-Meter hohen Holzzäunen. Zwischen den
Höfen und der Straße ein Grünstreifen mit dem Wassergraben. Gänse auf der Straße. Am
oberen Ende des Dorfes die katholische Kirche, modern, lichtdurchflutet. Die hohen
teilweise kunstvoll gestalteten Zäune sollen die Bären draußen halten, nicht die
Menschen. |
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Schließlich kehren wir zum Wohnmobil zurück und setzen unsere
Fahrt fort. In Suceava suchen wir vergeblich
nach einem Campingplatz, und wieder kommen wir mit der Stellplatzsuche in die Nacht
hinein. In Humorolui wollen wir auf dem Parkplatz beim Kloster übernachten, aber der
liegt mitten im Ort und direkt neben der Straße, so dass wir weiter fahren. Die Straße
wird plötzlich zur Baustelle, aus der wir nur im Rückwärtsgang wieder heraus kommen.
Etwas ratlos fahren wir wieder Richtung Hauptstraße, von der wir abgebogen sind. Am
Anfang des Ortes sehen wir rechts eine freie Fläche, auf der Kieshaufen aufgeschüttet
sind. Wir halten zwischen den Kieshaufen und dem Flussbett der Moldova und verbringen dort
eine ruhige Nacht. Am Morgen holt Sonja frisches Brot von der Bäckerei im Ort und
während wir frühstücken, sehen wir den Bauern auf der gegenüberliegenden Straßenseite
zu, wie sie ihr Pferdefuhrwerk anspannen. Zwischendurch kommen ein Lader und ein LKW zu
unserem Platz, laden Kies auf und verschwinden wieder.

Da
wir schon hier sind, fahren wir wieder vor zum Parkplatz und besichtigen das Kloster
Humorolui, eines der bekannten Moldauklöster, die von Stefan, dem Großen erbaut wurden.
Außen die nicht mehr so gut erhaltenen Wandmalereien, innen
viele goldfarbenen Verzierungen. Der Innenraum ist relativ klein, da ein großer Teil
davon dem Priester vorbehalten ist und nicht besichtigt werden kann. Deswegen die
Malereien an den Außenwänden. Nur die Privilegierten durften den Gottesdienst innen
besuchen. Der Großteil der Besucher musste außen stehen. Die Gemälde an der Außenwand
stellen eine Art Bibel in Bildern dar. Das weit überstehende Dach soll sie vor dem Regen
schützen. |
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Nächster
Halt ist die wohl bekannteste der Moldaukirchen, Voronet, auch als Sixtinische
Kapelle des Ostens bezeichnet.
Gebaut
wurde sie 1488, die Fresken stammen aus dem Jahr 1547. Beeindruckend die Wandmalereien,
die Farben, die teils drastische Darstellung der biblischen Szenen. Auf der Westseite wird
in beeindruckenden Bildern das Jüngste Gericht dargestellt, an der Südseite der
Stammbaum Jesu. Bei den Farben dominiert ein intensiver Blauton, das so genannte
Voronet-Blau.
An
der Nordseite wird die Fassade mit den Wandmalereien gerade renoviert.

Nach
einem kleinen Imbiss in einem Restaurant fahren wir auf kurvenreicher, aber gut
ausgebauter Straße zunächst weiter zum Kloster Sucevita, das eher wie eine Festung
angelegt ist. Das Kloster wird umgeben von einer bis zu sechs Meter hohen und bis zu drei
Meter starken Mauern mit Ecktürmen und Torturm. Das Kloster wird von Nonnen bewohnt, die
die Anlagen und den Garten pflegen.
Zurück
auf dem Parkplatz, finden wir einen Hinweis auf die Hotelanlage Popas (www.popas.ro), wo auch Camping angeboten wird
und wir unser Glück versuchen wollen. Am Ende des Ortes finden wir die unscheinbare
Zufahrt zu dem beachtlichen Komplex. Alles neu gebaut. Sehr geschmackvoll. Nachdem wir die
Übernachtung geklärt haben, kehren wir ein zum Abendessen. Ein schön eingerichtetes
Restaurant, angenehme Atmosphäre, die Bedienung freundlich und professionell. Das
erinnert stark an die Schweiz oder Frankreich. Das Essen schmeckt hervorragend, und ich
muss sagen, das hat Stil.
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