In der Mani

Kiparissia, Agrilos, Mati-Bucht

Wir müssen noch einkaufen und möchten heute wieder einen Strand finden, an dem wir auch übernachten können. Über Krestena wollen wir nach Kiparissi fahren. In Makrissia übersehen wir das Hinweisschild nach Krestena, das uns nach links um den Ort herum geführt hätte. Statt dessen müssen wir jetzt mitten hindurch. Parkende Autos und vorstehende Balkone scheinen die Weiterfahrt unmöglich zu machen. Sonja steigt aus, um mich um Zentimeter an den Hindernissen vorbei zu lotsen. Zum Glück springen die Leute in den Straßencafes sofort auf, um ihre Autos weg zu fahren wenn es im Weg ist. Wir bekommen Unterstützung durch die Griechen, die von ihren Cafe-Tischen aus beobachten, wie wir im Schrittempo vorwärtskommen. Sie deuten uns an, wir sollten uns auf ein Bier zu ihnen setzen. Aber wenn wir das Wohnmobil hier parken, ist die Dorfdurchfahrt endgültig blockiert.

Kurz vor Krestena halten wir in der Einmündung eines Feldweges, um für die Kinder eine kurze Pause einzulegen. Ein älteres Paar nähert sich gerade auf einem Feldweg zwischen dem hohen Schilf. Die Bäuerin sitzt auf einem Esel. Sie kommen zu uns und versuchen uns auf griechisch anzusprechen. Sie deuten auf unsere Kinder, reden und gestikulieren.

Kurz nachdem sie zu ihrem Haus weiter gezogen sind, kommt die Frau zurück, deutet wieder auf die Kinder und schenkt uns eine Schachtel mit Eier.

Nach einem kurzen Halt in Zaharo, um einzukaufen, kommen wir nach Kiparrissia. In einer Seitenstraße parken wir das Wohnmobil und gehen zurück zum Zentrum, dessen quadratischen Platz wir vorher bereits umrundet hatten. Wir suchen uns eine Taverne zum Mittagessen.  Als wir bestellen wollen fordert uns der Koch auf, in die Küche zu kommen und zeigt uns das Essen in den Töpfen, von dem wir dann auswählen. Es schmeckt ausgezeichnet und anschließend genießen wir noch einen griechischen Kaffee. Bevor wir weiter fahren schlendern wir noch durch den Markt, der heute in den Straßen zum Meer hin stattfindet.

Wir setzen unsere Fahrt fort nach Agrillos, um das Märchenschloss zu besichtigen. Am Hafen finden wir neben der Kirche einen Parkplatz, bei der sich praktischweise auch eine Brunnenwand mit Wasserhahn befindet.

Der Weg zum Schloss verläuft zwischen den Häusern und dem Meer. Die Kinder sind begeistert von dem bunten Schloss, das Henry Fourier gebaut hatte und können es kaum mehr erwarten, es von innen zu sehen. Ein paar Leute warten bereits auf den Einlass um 17:00 Uhr. Der Eintritt beträgt 500 Drachmen pro Person. Dafür erhält man jeweils eine Ansichtskarte. Wir stellen fest, dass das Schloss von außen mehr verspricht, als es schließlich innen hält. Ein paar primitive Rittergestalten, verstaubte Bilder, das ist schon alles. Aber Hauptsache, es gefällt den Kindern und schließlich erkennen sie die meisten Märchengestalten auf den Bildern.

Nach der Rückkehr zum Wohnmobil dürfen sich die Kinder noch auf dem Spielplatz am Hafen austoben, während ich die Gelegenheit nutze, um die Kirche innen zu fotografieren. Anschließend fülle ich den Wassertank auf und erkunde den Hafen. Schließlich brauchen wir noch einen Übernachtungsplatz. Etwa 100m weiter befindet sich eine Bar, so dass hier keine ruhige Nacht zu erwarten ist.

Wir machen uns auf die Suche nach der "Proti-Bucht", die der Schulz so einladend beschreibt.

Durch entlose Olivenplantagen fahren wir an der Küste entlang nach Süden. Wir biegen in einen Feldweg ein, der zum Strand führt. Einige Wohnmobile stehen verstreut am Strand und zwischen den Bäumen. In der Nähe des Strandes stellen wir uns in gebührender Entfernung zu 2 österreichischen Wohnmobilen. Der feine Sandstrand ist schön flach und das Wasser klar. Allerdings liegt sehr viel angeschwemmter getrockneter Tang am Strand und beim Gehen federt das wie ein Trampolin. Unsere "Nachbarn" sind inzwischen zurückgekehrt. Eines der Wohnmobile gehört einer Familie mit 2 Kindern, die etwa im gleichen Alter sind wie Sylvia und Konstantin. Nach kurzem Kennenlernen verabschieden wir uns, denn für die Kinder ist es höchste Zeit zum Bettgehen.

Von der österreichischen Familie erfahren wir am nächsten Morgen, dass sie bereits seit einer Woche hier stehen. Die Mutter der Kinder erzählt uns noch von einem herrlichen Strand bei Romanos.

Die Kinder scheinen nicht besonders gut miteinander zurecht zu kommen. Ständig gibt es Streit und plötzlich sind alle in unserem Wohnmobil. Im allgemeinen freuen wir uns für unsere Kinder, wenn sie Spielgefährten finden, aber wenn das dazu führt, dass fremde Kinder in unserem Wohnmobil herumsuchen und auch noch die Schubläden öffnen, geht das zu weit.

Wir haben den Eindruck, dass die Leute die hier stehen, untereinander keinen Kontakt suchen und außerdem kommen wir uns fast wie Eindringlinge vor. Wir beschließen deshalb, weiter zu fahren.

Als wir gerade wenden, kommt ein älterer Grieche, den einer der Österreicher mit Giorgio anspricht, auf uns zu. Er meint, wir sollten doch bleiben, da es hier sehr schön sei. Aber unser Entschluß steht fest.

 

Mati-Bucht

Wir fahren weiter Richtung Süden, über Marathopoli hinaus Richtung Romanos. Kurz vor Tragano sehen wir gerade noch einen Wegweiser nach rechts, der zu einem ...Beach weist. Sofort trete ich auf die Bremse und biege vorsichtig in die Holperpiste ein. Zwischen Schilf kommen wir nach 100 Metern zu einem Parkplatz, direkt am Strand. Einige Autos von einheimischen Badegästen und 2 deutsche Campingbusse stehen da. Mir gefällt dieser Platz, aber Sonja möchte weiterfahren. Ich sehe eine Dusche und schlage vor, die Entscheidung davon abhängig zu machen, ob diese noch Wasser spendet. Sylvia dreht den Hahn auf und es kommt tatsächlich Wasser. Die Kinder und ich stimmen Sonja um. Wir können unser Wohnmobil nahe am Strand abstellen und bereiten uns auf einen Sonntagnachmittag mit ausgiebigem Baden vor.

Es ist herrlich hier. Der Strand ist ausgesprochen sauber, das Wasser glasklar und gerade richtig für die Kinder. Perfekt wäre der Traumstrand, wenn die Taverne noch offen wäre, um dort ein griechisches Abendessen zu genießen. Mit dem Fernglas sehe ich weiter im Süden der Bucht eine ganze Wohnmobilansammlung. Im Laufe des Nachmittags sieht man immer mehr Fahrzeuge. Wahrscheinlich handelt es sich um die Bucht bei Romanos. Gut, dass wir hier stehen. Ich liebe Stellplätze, an denen sich die Wohnmobile schon drängen, nicht sehr. Da ist es dann komfortabler, einen Campingplatz aufzusuchen.

Am Strand lernen wir eine Australierin kennen, die vor über 20 Jahren aus Griechenland ausgewandert ist. Sie erzählt von den sozialen Problemen mit Albanern und Ukrainern, die in dieser Gegend als Erntehelfer arbeiten, sich aber nicht integrieren wollen. Sie meint, die Gegend hier sei deshalb nicht ungefährlich. Wir beschließen dennoch, die Nacht hier zu verbringen. Am Abend kommen Taucher, die nach einiger Zeit mit reichem Fang aus dem Meer zurückkehren, darunter mehrere Fische, die bis zu 1 m lang sind. Stolz präsentieren sie ihre Beute und machen Fotos. Das gefällt natürlich unseren Kindern und sie wollen alles ganz genau wissen, woher die Taucher die Fische haben und so weiter. Dabei kommen wir auch mit unseren Nachbarn aus den Campingbussen ins Gespräch und mit ein paar gekühlten Bierchen feiern wir den Fang der unbekannten Griechen.

Von diesem Tag an bin ich endgültig überzeugt, dass die Entscheidung für Griechenland richtig war und wir eine herrliche Zeit hier verbringen können. Hier, weiter im Süden der Peloponnes, ist die Landschaft abwechslungsreicher als im Norden Auch die Menschen erscheinen uns freundlicher. Die Temperaturen klettern auf über 30 °C im Schatten und wir können den Sommer "nachholen", von dem wir zu Hause berufsbedingt wenig mitbekommen haben.

 

 

 

 

Sauriereier-Strand

Am frühen Morgen werden wir von Schüssen, die ganz in der Nähe abgefeuert wurden, geweckt. Auf unserem Parkplatz stehen ein Motorrad und ein Auto. Es dauert nicht lange bis 2 Jäger aus dem nahe gelegenen Olivenhain erscheinen und mit den Fahrzeugen wegfahren.

Nach dem Frühstück brechen wir auf, um Richtung Mani zu fahren. Entlang der Navarino-Bucht, in der ein gestrandeter Frachter vor sich hinrostet, fahren wir Richtung Pilos und auf einer kurvigen, aber gut ausgebauten Gebirgsstraße weiter nach Kalamata. Wir durchqueren diese lebhafte Stadt, die wir dann entlang des Strandes in Richtung Areopolis verlassen. Die Straße wird steiler mit engen Serpentinen und führt zunächst von der Küste weg. In Kardamilli haben wir wieder eine herrliche Aussicht auf das Meer. Auf der steilen Straße gelangen wir wieder hinab zur Bucht und fahren entlang der Küste bis Ag. Nikolaos. Wir sind begeistert von dieser malerischen Küstenstraße mit den herrlichen Aussichten auf kleine Buchten mit schönen Sandstränden und steil abfallenden Klippen. Bald führt die Straße wieder weg vom Meer ins Landesinnere, wird schmäler und immer wieder müssen wir unser Gefährt durch enge Ortsdurchfahrten zwängen. Es ist Mittagszeit und die Dörfer wirken wie ausgestorben. Die Landschaft wird karger und an den Berghängen, die mit Steinmauern wie von Spinnennetzen überzogen sind, sehen wir die Maniburgen. Es fallen uns aber auch viele Baustellen auf. Im Manistil entstehen Häuser, die wahrscheinlich als Hotels oder Ferienwohnanlagen genutzt werden, wenn sie fertig sind. Auch in dieser schönen, rauhen, scheinbar so abgelegenen Gegend wird der Tourismus bald überhand nehmen. Schade.

Nachdem wir Areopolis durchquert haben, ohne es richtig zu registrieren, kommen wir nach Pirgos Dirou, wo wir zunächst einkaufen. Bevor wir zum Strand hinuter fahren, halten wir bei einer Taverne, um Mittag zu essen. Nach dem ausgezeichneten Essen machen wir uns auf zum Sauriereierstrand. Die schmale Straße führt steil hinunter zum Parkplatz am Strand. Es stehen einige Wohnmobile dort, aber der Platz ist so groß, dass wir neben einem Dethleffs noch leicht Platz finden. Der Parkplatz ist mit Kies aufgeschüttet und man kann ziemlich eben stehen.

Aber wie kommt man da mit den Kindern am besten ins Wasser? Ein älteres Ehepaar aus Bremen mit einem Hymer-S-Modell zeigt uns eine Stelle bei der Bootslipanlage nahe der Felswand. Hier gelangen wir an den flachen Sandstrand. Von unseren Wohnmobilnachbarn, einem jungen Ehepaar aus NRW erfahren wir, dass es auf der anderen Seite der Bucht Duschen gibt, zu denen man sogar durch das Wasser um die Felsnase herum gelangen könnte. Sie zeigen uns auch die Abkürzung zum Eingang der Seehöhle, die wir am nächsten Tag besuchen wollen. Es wird langsam Abend und nachdem sich die Kinder im Wasser ausgetobt haben, ist auch schnell Ruhe eingekehrt. Wir genießen noch den Sonnenuntergang und das Rauschen des Meeres.

Am Morgen marschieren wir früh los, um mit den ersten Besuchern am Eingang der Seehöhle zu sein. Wir klettern den beschriebenen Pfad hinauf zu einer Hütte, zunächst immer unter der Telegraphenleitung entlang. An Farbmarkierungen orientieren wir uns durch das Gestrüpp und kommen schließlich beim Höhleneingang an. Die Eintrittskarten gibt es weiter oben. Der Eintrittspreis von 3.700 GRD pro Person (die Kinder sind frei) lässt auf eine gut organisierte Führung hoffen.

 

Bevor wir in die Boote steigen, müssen wir Schwimmwesten anlegen. Mit insgesamt 8 Personen im Boot werden wir durch das Labyrinth gefahren. Der Bootsmann stößt sich an den Felsvorsprüngen und der Decke ab und schiebt so das Boot wortlos vorwärts. Die Beleuchtung läßt die bizarren Formen an der Decke und unter Wasser, die das Wasser aus dem Felsen herausgewaschen hat, gut erkennen. Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Endstation. Die letzten 100 Meter zum Ausgang werden zu Fuß zurück gelegt.

Mein ursprünglicher Plan, den Stellplatz heute noch zu verlassen, stößt auf heftigen Widerstand der Kinder, und schließlich entschließen wir uns, den Rest des Tages hier zu bleiben, um noch ausgiebig zu baden.

Wir erfahren eine neue Theorie zur Herkunft der Teerklumpen, die vereinzelt an den großen Steinen am Strand kleben. Während uns vor ein paar Tagen erzählt wurde, dass es hier einen Ölunfall gegeben habe, erklären die anwesenden Besatzungen des Hymer und des Dethleffs, dass der Parkplatz einmal geteert war. Die Teerdecke sei infolge der Sonneneinstrahlung geschmolzen und wurde deshalb wieder entfernt. Die schwarzen Klumpen seien die Reste, um die sich niemand mehr gekümmert hätte.

Am Abend kommt noch ein Ehepaar mit einem VW-Bus aus Niederbayern zum Stellplatz. Der Hymerfahrer bringt uns von einer Rollertour aus Pirgos Dirou Retsina vom Fass mit, so dass die Voraussetzungen günstig waren für einen netten Abend.

Am Morgen des nächsten Tages trauen wir kaum unseren Augen, als wir ein Müllfahrzeug näherkommen sehen. Unser Dethleffs-Nachbar sammelt noch schnell größeren herumliegenden Müll ein, bevor die Mülltonnen tatsächlich geleert werden.

 

Githio, Plaka

Wir räumen unser Wohnmobil ein und brechen am späteren Vormittag auf in Richtung Githio. An dem Wasserhahn neben der Straße nach Pirgos Dirou, gegenüber der Kirche, füllen wir noch unsere Tanks auf. Nach Areopoli biegt die gut ausgebaute, kurvenreiche Straße in das Taigetos-Gebirge ab. Je näher wir Githio kommen, um so üppiger wird die Vegetation.

In Gitio parken wir im Hafen, gleich nach der Schranke. Dort entdecken wir auch mehrere Wasserhähne, die hier im gleichmäßigen Abstand installiert sind.

Nach einem guten Mittagessen in der Nähe des Hafens starten wir zu unserer Fahrt durch Lakonien, um heute noch die Plaka-Bucht zu erreichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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