Delphi

Unser nächstes Ziel ist Delfi, das wir aber heute nicht mehr erreichen werden.

Einen Platz zum Übernachten finden wir in Nea Aghialos, einem kleinen Fischereihafen nahe Volos.

 

 

Wir parken bei einem Park und gehen zunächst zum Hafen, um in einer der zahlreichen Tavernen zu essen. Die Nacht ist recht ruhig und am nächsten Tag scheint sich das Wetter zu bessern. Wir wollen uns den Hafen bei Tageslicht anschauen, die Kinder füttern die Enten und als schließlich die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, beschließen wir, an dem Strand mit feinem roten Kies noch zu baden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am späten Nachmittag machen wir uns dann endgültig auf den Weg nach Delphi. Zunächst geht es auf der Autobahn an der Ostküste entlang Richtung Süden. Bei Lamia verlassen wir die Autobahn und nähern uns dem Parnass-Gebirge auf gut ausgebauter Landstraße. An diesem schönen Spätnachmittag gibt es fast keinen Verkehr und Wohnmobile haben wir heute überhaupt noch keines gesehen.

Je weiter wir ins Gebirge kommen, um so schöner und abwechslungsreicher wird die Landschaft. Es gibt kaum Zeichen einer Besiedelung außer den Hinweisschildern auf Bergwerke. Vor langer Zeit angelegte Terassen und Zypressen in den Tälern vermitteln den Eindruck einer uralten Kulturlandschaft, obwohl sie verlassen und einsam wirken.

Plötzlich taucht vor uns mitten auf der Straße ein Schild "Einfahrt verboten" und ein handgemalter Karton mit einem Pfeil nach links und dem Hinweis "Amfissa" auf. Dort, wo der Pfeil hin deutet, mündet ein Feldweg ein, der nicht gerade wie eine Umleitungsstrecke aussieht. Skeptisch fahren wir vorsichtig auf der Hauptstraße weiter. Bis wir vor einem quergestellten LKW stehen und wenden müssen. Später, auf der Fähre erfahren wir dann, dass die Straße wegen eines Erdrutsches gesperrt war.

Kaum sind wir auf den Feldweg eingebogen, sehen wir 2 Wohnmobile, 1 PKW und 1 Polizeiauto entgegenkommen. An der nächsten Ausweichstelle zwängen wir uns aneinander vorbei. Der Weg führt steil bergauf, und windet sich in engen Kurven am Abhang entlang. Nach ein paar Hundert Metern sichten wir schon wieder 3 entgegen kommende Wohnmobile - und keine Ausweichstelle in Sicht. Erst nach der nächsten Kurve erkennen wir eine Ausbuchtung, in der wir die entgegenkommenden passieren lassen. Auf den letzten ca. 200 Meter der insgesamt vielleicht einen km langen Umleitungsstrecke kommen uns nochmals 2 PKW entgegen. So viele Fahrzeuge haben wir auf der ganzen Strecke zwischen Lamia und Amfissa nicht gesehen, und es waren überhaupt die einzigen Wohnmobile, die uns heute begegnet sind.

Bald erreichen wir das Tal mit dem größten Olivenbestand Griechenlands. Von oben sieht das aus wie ein riesiger See.

Wir steuern den Campingplatz "Delphi" an, der nach unseren Informationen über alles verfügt, was wir nach der langen Fahrt brauchen: einen Swimmingpool für die Kinder, eine Taverne für das Abendessen und eine herrliche Aussicht auf die Bucht von Ithea und den Golf von Korinth für den Abend zu zweit bei einem guten griechischen Wein.

Zu den Sehenswürdigkeiten von Delphi fahren wir am nächsten Tag mit dem Linienbus, der direkt vor dem Campingplatz hält. Wir steigen direkt vor dem Eingang zum Apollon-Heiligtum aus. Da es noch relativ früh ist, können wir die zum Teil gut erhaltenen Sehenswürdigkeiten, das Amphitheater, das Stadion und die Reste der Gebäude ungestört besichtigen. Von ganz oben, beim Stadion, hat man eine herrliche Aussicht auf das Tal und den Tholos.

Anschließend besuchen wir noch das Museum. Museumsbesuche gehören sonst nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen, hier sind wir aber doch beeindruckt von den kunstvollen Statuen, und Figuren, die bereits über zweieinhalb Jahrtausende alt sind. Und schön kühl ist es im Museum auch.

Auch Sylvia und Konstantin entdecken interessantes, wie z.B. die Lüftungsgitter, die Konstantin faszinieren, oder Figuren, die Sylvia einfach nur lustig findet.

Bevor es den Kindern langweilig oder zu anstrengend wird, machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Erstmal marschieren wir Richtung Delfi, um eine Bushaltestelle zu finden. In der Mitte des Ortes treffen wir auf das italienische Ehepaar, das mit uns im Bus hierher gefahren ist, und das uns versichert, dass sie wissen, wo sich die Haltestelle befindet. Wir folgen ihnen fast bis ans Ende von Delfi, wo sie an eine Hauswand deuten, auf der einfach "Bus Station" aufgepinselt ist.

Auf dem Gehsteig und der gegenüberliegenden Straßenseite laden Tische und Stühle ein, die Wartezeit mit einem kühlen Bier zu verbringen. Es gibt eine Taverne und natürlich einen Souvenier-Shop, wo wir uns noch mit Ansichtskarten eindecken. Wir warten eine halbe Stunde, eine Stunde - und kein Bus kommt. Erst nach eineinhalb Stunden Wartezeit sehen wir ihn kommen. Auf der Fahrt Richtung Campingplatz sehen wir den Grund, warum wir so lange warten mussten. Einer dieser dunkelgrünen Linienbusse steht mit offener Motorklappe auf der Straße und der Fahrer bemüht sich, ihn wieder in Gang zu setzen.

Für den Rest des Tages stehen nur noch Swimming Pool, Essen und Faulenzen auf dem Programm.

 

Der Gedanke, noch ein paar Fotos vom Tholos im Abendlicht zu schießen und der Wunsch, die Kastalia-Quelle zu finden, lassen mich nicht los und so starte ich gegen 17:00 Uhr mit dem Fahrrad Richtung Delfi. Die stetig ansteigende Straße geht ganz schön in die Beine. Aber man sieht auch mehr von der herrlichen Landschaft hier. Die Kastalia-Quelle finde ich in der Rechtskurve nach dem Apollon-Heiligtum. Vor dem Zugang liegen einige Felsbrocken, die eindrucksvoll verdeutlichen sollen, warum die Quelle nicht besichtigt werden kann. Es bleibt mir nur ein Blick über den Zaun, hinter dem man eine enge Schlucht zwischen steil aufragenden Felsen vermuten kann.

Ich setze meine Fahrt fort und erreiche nach ca. 200 m den Zugang zum Tholos. Ich wundere mich ein wenig, dass hier alles leer ist. Ich bin der einzige Besucher und genieße es, ungehindert umher zu streifen und zu fotografieren, ohne dass jemand durch das Bild läuft.

 

Mir fallen die eigenartig geformten Steine auf, die manchmal aussehen wie Teile einer Werkzeugmaschine. Da gibt es welche mit einer Art Schwalbenschwanzführung oder mit Zapfen, die wie Legosteine aussehen und die unvorstellbar exakt bearbeitet sind. Däniken beschreibt in seinen Büchern ebenfalls solche Steine, die er allerdings in Südamerika gefunden hat. Es gibt anscheinend auch nirgends eine Erklärung für die Bedeutung des Tholos - und für diese Art von kunstvoll bearbeiteten Steinen schon gar nicht.

 

 

 

 

Inzwischen hat oben auf dem Parkplatz ein Bus gehalten und eine große Schar von Touristen stürmt das Gelände. Nachdem alle den Tholos fotografiert haben, verschwindet der Spuk wieder nach ein paar Minuten. Die interessantere Seite des Tholos liegt übrigens Richtung Osten, so dass ich mich mit der Abendsonne verschätzt habe und besser am frühen Morgen hierher kommen hätte sollen um ein schönes Foto zu schießen.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz entdecke ich auf einem ebenen Platz, der durch Oleanderbüsche von der Straße nach Ithea, getrennt ist, ein belgisches Wohnmobil. Ich komme mit dem Fahrer ins Gespräch -so gut es mit meinen bescheidenen französischen Sprachkenntnissen eben geht - und erfahre, dass er schon seit 2 Tagen hier steht, absolut ruhig und unbehelligt.

 

 

 

 

 

Bei einem guten Abendessen auf der Terrasse mit herrlicher Aussicht auf das darunterliegende Dorf und das Tal, das sich bis zum Golf von Korinth hinzieht und jetzt im letzten Licht der Abendsonne liegt, beenden wir den Tag.

 

 

 

 

 

 

 

 


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