Wohnmobiltour 2009 |
Im August nach Italien? Ich würde es niemandem empfehlen. Viel zu teuer, alles voll und überbelegt. Nirgendwo ein freier Stellplatz zu finden. Einfach nur anstrengend. Aber wir wollten Rom besichtigen. Und gibt es dafür einen günstigeren Zeitpunkt, als dann, wenn alle Römer im Urlaub sind, am Meer?
Wir riskierten es und fuhren am 2. Augustwochenende los.
Vorbereitung gabs mal wieder fast keine. Vor Monaten hatte ich Illuminati von Dan Brown gelesen, Sylvia hatte sich den gleichnamigen Film im Kino angeschaut und Sonja studierte während der Fahrt den Marco-Polo-Reiseführer. Das musste reichen.
Für das Wohnmobil hatte ich noch eine Duschwanne aus GFK gebaut. Am Sonntag-Abend war ich mit dem Einbau fertig. Anschließend haben wir noch schnell das nötigste, oder was wir gerade dafür hielten, ins Wohnmobil geräumt und sind am Montag morgen losgefahren.
Erste Station, wie immer wenn es Richtung Süden, nach Italien, geht, war Affi an der Ausfahrt Lago di Garda Sud, wo es leckere Pizza gab und noch ein paar Sachen eingekauft wurden. Zum Weiterfahren hatten wir keine Lust mehr, also suchten wir uns in Lazise eine Übernachtungsmöglichkeit.
Nach dem morgendlichen Bad im Lago di Garda ging es weiter bis Orbetello, mit Übernachtung auf dem Sosta Camper Lanini in Gianella.
Hier genossen wir es, erstmals in diesem Sommer wieder im Meer zu schwimmen.
Nächste Station sollte Rom sein. Sonja suchte zusammen mit den Kindern im Campingführer den Campingplatz Tiber Roma heraus. Entscheidende Argumente dafür waren der Swimmingpool, der Schuttle-Bus zur S-Bahnstation und schließlich die Lage am Tiber, wie es in der Beschreibung hieß.
Damit hatten wir eine gute Wahl getroffen. Die Atmosphäre auf dem Platz war recht locker, Gäste aus allen Ländern, viele junge Leute mit Zelt, Camping-Busse, kleine Wohnmobile. Alles funktionierte wie von selbst, ohne strenges Reglement und "Hausordnung". Das Restaurant war hervorragend und - für italienische Verhältnisse - nicht zu teuer. Der Pool und der Shuttle-Bus waren in Ordnung und beim Frühstück konnten wir den Ruderern auf dem Tiber beim Training zusehen.
Alles in allem eine ideale Basisstation für die Erkundung von Rom. Vom Platz aus waren wir in ca. 30 Minuten am Piazzale Flaminio, von wo aus wir meist losgezogen sind, um uns Rom zu erkunden.
Rom, Tour 1: Vatikan
Mit der S-Bahn zum Piazzale Flaminio und von dort mit der Metro, Linie A, zur Station Ottaviano-San Pietro. Erstmal verschafften wir uns einen Eindruck vom Petersplatz.
Die Schlange vor den Sicherheitseinrichtungen, um in den Petersdom zu kommen, war uns dann doch zu lang, so dass wir zu den Vatikanischen Museen gingen um erstmal die Sixtinische Kapelle zu besichigen. Zum Eingang muss man aber um den halben Gebäudekomplex des Vatikan laufen. Aber im Gegensatz zur Warteschlange vor dem Petersdom warteten wir hier nur sehr kurze Zeit und im klimatisierten Vorraum. Um die Sixitinische Kapelle zu besichtigen, absolviert man eine Tour durch die einzelnen Museen, die aber durchaus sehenswert sind. An deren Ende betritt man dann die Sixtinische Kapelle von der Altarseite her, bewundert die Fresken von Michelangelo, um dann, so wie es die Wegeführung vorgibt, die Kapelle durch eine Türe an der linken Seite zu verlassen. Eine geführte Gruppe bewegte sich aber auf eine Türe an der rechten Seite zu. Neugierig geworden, entschlossen wir uns, dem Regenschirm schwingenden Guide zu folgen. Durch einen Gang, vorbei an einem Pförtnerhäuschen, gelangten wir ins Freie und marschierten an den verduzt dreinschauenden Gesichtern in der Warteschlange vorbei, direkt hinein in den Petersdom.
Nach dieser ausgiebigen und anstrengenden Besichtigungstour gönnten wir uns ein Mittagessen im mittelalterlichen Borghoviertel.
Als Abschluss unseres Besuches im Vatikan wollten wir noch in die Kuppel des Petersdoms hoch. Für den ersten Teil wählten wir den Lift. Anschließend blieben immer noch 320 Stufen zu besteigen. Der Weg zum Dach führt hoch droben um die Kuppel herum mit einem interessanten Blick auf den darunterliegenden Innenraum des Doms.
Droben angelangt, kann man die Kuppel außen umrunden und hat eine beeindruckende Aussicht auf Rom und den Petersplatz.
Auf dem Weg zur Metro-Station fragte ich noch einen Schweizer Gardisten nach dem Campo-Santo-Teutonico, halt so mit den wenigen italienichen Vokabeln, die ich immer wieder aufschnappe. Trocken entgegnete er: "Mit der Schweizergarde können Sie auch deutsch sprechen" und erklärte uns freundlich in einwandfreiem Schwyzerdütsch, dass der deutsche Friedhof nur am Vormittag besichtigt werden kann.
Rom, Tour 2: Das antike Rom
Zunächst fuhren wir mit der Metro zur Stazione Roma Termini, also zum Hauptbahnhof, um uns einen Roma-Pass zu kaufen. Damit hatten wir Vier für 3 Tage freie Fahrt auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln Roms und kostenlosen Eintritt in die ersten beiden Sehenswürdigkeiten, bzw. Museen. Anschließend gab es vergünstigten Eintritt. Folglich wählten wir als nächstes die Sehenswürdigkeit mit dem teuersten Eintrittspreis, das Kolosseum. Mit der Metro fuhren wir noch bis zur Station Colosseo und standen dann vor dem antiken Bauwerk.
Vorbei an der mindestens hundert Meter langen Warteschlange vor der Kasse marschierten wir direkt zum Eingang und waren auch schon drinnen. Bei einem Rundgang im Basement sowie oben auf der Galerie kann man sich von den Ausmaßen der Anlage einen guten Eindruck verschaffen.
Vom Kolosseum wanderten wir über den Monte Palatino und das Foro Romano zum Kapitolhügel.
An dieser Stelle soll Cäsar ermordet worden sein |
In der Caffè Capitolino, auf dem Dach des Campidoglio, tranken wir Cappuccino bei herrlicher Aussicht und kühlendem Wind.
Rom, Tour 3: Quer durch Rom
Zunächst fuhren wir mit dem Bus der Linie 118 ab Metro-Haltestelle Ostiense entlang der Via Appia Antica zur Katakombe San Callisto. Die Besichtigung in den kühlen unterirdischen Gängen war gerade richtig in der Mittagszeit, wenn die Sonne herunterbrennt.
Zurück ging es wieder mit der Linie 118 zur Station Piramide. Vom nebenan liegenden Piazza Porta San Paol fuhren wir mit dem Bus der Linie 3, heute am Feiertag, eigentlich ein Ersatzverkehr für die Tram, zum Stadtteil Trastevere.
Durch mittelalterliche Gassen, über schön angelegte Plätze, schlenderten wir nach Norden, überquerten den Tiber auf einer der sehenswerten Brücken mit kunstvollen Figuren, und gelangten schließlich zum Piazza Navona mit dem Brunnen Quattro Fiumi von Bernini und der Kirche Sant Agnese von Borromini.
Kam als nächste Station nur der Trevi-Brunnen in Frage.
Auch hier gab es wieder ein Eis zur Stärkung und über die Spanische Treppe und den Monte Pincio gingen wir zum Piazza del Popolo.
Nach einem kurzen Blick in die Kirche S. Maria del Popolo
fuhren wir wieder mit der S-Bahn zurück zum Campingplatz.
Rom, Tour 4: Monumentale Bauwerke
Wir hatten auf unserem Roma-Pass noch den Eintritt in eine Sehenswürdigkeit frei, so dass wir uns die Engelsburg als Ziel nahmen. Vorher mussten wir aber noch zum Vatikan, um für unsere Ansichtskarten Briefmarken, natürlich Vatikanmarken, zu kaufen und diese im Vatikan einzuwerfen. In Rom - Der Vatikan ist nicht Rom! - gelten diese Briefmarken ja nicht. Während Sonja und Sylvia dies erledigten, besichtigen Konstantin und ich - die Damen trugen nicht die geeignete Kleidung, denn eine Besichtigung im Vatikan hatten wir nicht geplant - die Papstgräber.
Nach getaner Arbeit schlenderten wir entlang des Fluchtwegs der Päpste zur Engelsburg.
Von hier oben hat man wieder eine schöne Aussicht auf die Umgebung und kann sich auf der
Terrasse einen Cappuccino gönnen. Nicht weit von hier liegt auch das Pantheon, von dem
uns unsere Campingnachbarn so vorgeschwärmt haben. Wenn das junge Leuten aus Schottland
beeindruckt, dann muss da was dran sein.
Und tatsächlich der Rundbau mit dem Kuppeldach und der Innengestaltung aus der Renaissance ist schon eindrucksvoll. Der Platz davor, eigentlich recht schön mit dem typischen italienischem Ambiente, wird aber optisch fast erdrückt davon.
Entlang des Tiber gingen wir zurück zu unserer S-Bahnstation am Piazzale Flaminio, warfen nochmals einen Blick auf den fast kreisrunden Piazza del Popolo im Abendlicht und fuhren wieder zurück zum Campingplatz.
Rückreise
Um uns von den bei Temperaturen bis annähernd 40 °C doch anstrengenden Besichtigungstouren zu erholen, fuhren wir erstmal zu dem nahe gelegenen Lago di Bracciano.
Nach einem Tag mit Baden und Faulenzen zog es uns aber wieder weiter ans Meer. Nördlich von Orbetello fanden wir einen Sosta Camper an einem schönen lang gezogenen Sandstrand.
Alleine und einsam standen wir hier natürlich nicht. Es herrschte aber auch keine drangvolle Enge. Auf dem weitläufigen Platz richteten wir es uns bequem ein. Baden, Grillen, Essengehen im naheliegenden Restaurant, einfach Relaxen - so vergingen die Tage viel zu schnell.
Offensichtlich waren wir und ein Campingbus aus Oberbayern die einzigen Nicht-Italiener auf dem Platz.
Nach 3 Tagen wurde es Zeit, die Heimreise anzutreten. Nach vielen Jahre wollten wir wieder Signor Borella auf seinem Weingut in der Toskana besuchen. Mit einem Anruf kündigen wir uns an und er freut sich, wieder von uns zu hören. Entsprechend nett und freundlich war die Begrüßung und wir wurden zur Weinprobe eingeladen.
Auf dem kleinen Campingareal im Eichenwald genossen wir die Ruhe und die Kühle und fühlten uns wie zu Hause.
Über Florenz und Bologna ging es am nächsten Tag weiter Richtung Norden. Als wir an der Autobahn A1 eine Werbetafel für Maranello sahen, entschlossen wir uns kurzfristig, einen Abstecher in die Ferrari-Welt zu machen. Konstantin begeisterte sich für die flotten Flitzer, die im Museum ausgestellt sind. Sylvia wünschte sich ein Ferrari-T-Shirt.
Am Gardasee legten wir noch eine Übernachtung in Lazise ein, bevor wir die letzte Etappe unserer Heimreise antraten.