Abenteuer Reisemobil

Die Planung

In den vergangenen Jahren machten wir uns immer wieder Gedanken, wie wir in Zukunft unsere Urlaube gestalten wollen. Natürlich mit Wohnmobil, soviel stand für jeden von uns fest.

Längere Zeit auf ein und demselben Campingplatz zu verbringen, war auch nicht unser Wunsch, denn nach einigen Tagen zog es uns meist weiter, bevor uns der stets gleiche tägliche Ablauf begann uns auf die Nerven zu gehen. Natürlich gab es Ausnahmen, wenn wir Leute kennen lernten, mit denen wir uns besonders gut verstanden und die Kinder Spielgefährten fanden, von denen sie sich nicht trennen wollten.

Uns liegt aber weniger daran, im Urlaub den Alltag auf einem Campingplatz zu zelebrieren. Die knappe Zeit, die uns für Urlaub zur Verfügung steht, ist uns einfach zu kostbar, um ausschließlich zu relaxen und den Tag mit Faulenzen am Strand, Grillabenden oder den täglich gleichen Altstadtbummel zu verbringen.

Aber was wollen wir dann:
Auf jeden Fall möchten wir das Land kennen lernen, auch mal eine Stadt besichtigen, die Sehenswürdigkeiten besuchen, und mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt kommen. Zu sehen, wie die Leute dort leben, einkaufen und abends ausgehen. Touristenhochburgen möchten wir möglichst meiden.

Wir wollen uns aber auch sportlich betätigen, Wander- und Mountainbike-Touren unternehmen, Schwimmen und Surfen, Konstantin klettert gerne. Für all diese Aktivitäten ist das Wohnmobil natürlich ideale Basis.

Dazu waren uns die bisherigen Alkovenmobile zu schwerfällig. Nicht überall, wo wir hinfahren wollen, kommt man damit durch. Ein Beispiel, wie viel Glück wir  manchmal auch hatten, handelt von unserem Griechenlandurlaub 2005, die Abfahrt zur Gialos-Bucht auf der Insel Lefkas. Wir riskierten es einfach und folgen der Straße, die immer enger und steiler wurde. Schließlich mussten wir in den Serpentinen rangieren, um weiter zu kommen. An ein Umkehren war sowieso nicht zu denken. Mit einem größeren Mobil hätten wir das Risiko gar nicht eingehen dürfen oder wir wären hoffnungslos stecken geblieben. Für den Nervenkitzel wurden wir aber reichlich belohnt. Wir standen in einer herrlichen Bucht, abends waren nur noch ein paar Wohnmobile da, VW-Busse, ausgebaute Kastenwagen und Pickups, die den Weg zum Strand geschafft hatten. Nette Leute, die so wie wir gerne ausgetretenen Pfade verlassen.

Auf der Heimreise von diesem Griechenlandurlaub beschlossen wir, das Alkovenmobil zu verkaufen und uns ein Wohnmobil zuzulegen, mit dem wir beweglicher und unauffälliger waren. Ausgebaute Kastenwagen waren aber meist nur für 2 Personenen ausgelegt. Außerdem entsprachen die Modelle zu erschwinglichen Preisen weder in der technischen Ausstattung noch in der Verarbeitungsqualität unseren Vorstellungen. Gute Gebrauchte wurden immer noch zu hohen Preisen gehandelt und bald kamen wir zu dem Schluss, dass wir uns selbst ein Reisemobil ausbauen, das unseren Wünschen entspricht und mit dem wir die Art des Reisens realisieren können, wie wir uns das vorstellen.

So entstand aus anfänglichem Interesse für einen ausgebauten Kastenwagen schließlich der Gedanke, selbst ein Reisemobil nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Als dann der Rimor verkauft war haben wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Basis für unsere Träume gemacht.

 

Unser Reisemobil stellen wir uns so vor:

Sommer:

Frühjahr/Herbst:

Winter:

Um diese Anforderungen zu erfüllen, muss das Reisemobil auch bei Außentemperaturen unter dem Gefrierpunkt funktionsfähig sein. Und es sind eine entsprechend dimensionierte Solaranlage und Wohnraumbatterie sowie Wasser-, Abwasser und Toilettentanks mit entsprechender Kapazität erforderlich.


Der Grundriss:

Unsere bisherigen Wohnmobile hatten Etagenbetten. Diese waren den Kindern mit der Zeit aber zu eng. Auch der Stauraum, der sich bei einem solchen Grundriss ergibt, ist nicht sehr üppig. Schließlich entschieden wir uns für eine Variante mit einem Festbett im Heck und großem Stauraum darunter. Und an der Tatsache, dass 2 Personen auf der zum Bett umgebauten Sitzgruppe schlafen müssen, führt sowieso kein Weg vorbei, denn es fehlt ja der Alkoven.

So entstand schließlich der folgende Grundriss:

Grundriss

Dazu noch ein paar Details:

 

Hochschrank


Schnitt durch die rechte Seitenwand mit Hochschrank,
gegenüber ist das Bad angedeutet

 

 

 

Hier der Küchenblock mit dem Hochschrank in "3D-Darstellung":

Küchenplan

 

 

 

Risikoabschätzung:

Bevor ich mit der Umsetzung dieses doch sehr ehrgeizigen und gewagten Planes begann, wollte ich einfach das Risiko abschätzen. Wenn das ganze scheitert, hat man eine Menge Geld in den Sand gesetzt. Also was kann passieren und was kann man dagegen tun?

  1. Mitten in der Ausführung treten unvorhergesehene Kosten oder andere Probleme auf, die das Projekt in Frage stellen: Detaillierte Planung des Ausbaus mit Kalkulation der Kosten, des Gewichtes und der Abmessungen bevor die erste Schraube, aber insbesondere das Basisfahrzeug, gekauft werden.
  2. Fehler in der Ausführung, der nicht mehr zu korrigieren ist: Die Planung  muss bis ins letzte Detail fertig sein, bevor auch nur das erste Loch gebohrt wird.
  3. Arbeitsunfall während des Ausbaus: Davor ist man zwar nie ganz sicher. Aber man sollte auf alle Fälle die Sicherheitsbestimmung beim Umgang mit Werkzeug und Materialien kennen und vor allem beachten! Der Umgang mit dem entsprechenden Werkzeug sollte auf jeden Fall geübt sein. Gefährlich ist es auch, "schnell mal", vielleicht nach einem anstrengenden Arbeitstag, etwas zu machen. Da fehlt meist die nötige Konzentration und schnell ist was passiert.
  4. Gas- oder Elektroinstallation: Hier lohnt es sich, einen Fachmann zu Hilfe zu nehmen, der die notwendigen Vorschriften kennt und über das nötige (und meist sehr teure) Spezialwerkzeug verfügt. Undichte Gasleitungen oder ein Kabelbrand sind gut dazu geeignet, das ganze Werk zunichte zu machen.


Elektroplanung:

Entscheidend ist zunächst die Frage, welcher Kühlschrank zum Einsatz kommen soll: Absorber oder Kompressor?

Absorberkühlschrank:

Kompressorkühlschrank:

Wir entschieden uns letztlich für den Kompressorkühlschrank, einen WAECO RSA 80. Ausschlaggebend war, dass in die Außenwand nicht zusätzich 2 größere Löcher für die Lüftung auszuschneiden sind und eine Solaranlage ohnehin geplant war. Diese muss nur etwas größer dimensioniert werden, so dass auch die finanziellen Nachteile nicht so sehr ins Gewicht fallen.

Damit ergibt sich für uns ein durchschnittlicher täglicher Energiebedarf von bis zu ca. 70 Ah. Lädt man die Batterie überhaupt nicht nach, könnte man mit einer voll geladenen 200-Ah-Batterie mindestens einen Tag (24 Stunden) unabhängig stehen. Um die oben genannten Einsatzbedingungen zu erfüllen, sind folgende Batterie-Ladeeinrichtungen geplant:
    - die Solaranlage
    - ein 230-Volt-Ladegerät
    - ein Lichtmaschinen-Batterie-Ladegerät

 

E-planung

So sieht die Grobplanung der Elektroinstallation aus

 

Elektroplan
Die Übersicht der Stromversorgung mit den Batterieladeeinrichtungen

 

 

Wasser- und Abwasser:

In diesem Zusammenhang muss auch zum Thema der Toilettenanlage eine Entscheidung getroffen werden. In beinahe jedes Wohnmobil, egal in welcher Größenordnung,  wird eine Cassettentoilette eingebaut. Diese hat zwar den Vorteil der einfachen Entleerung. Aber das ist auch schon alles. Will man keine Chemie verwenden, bleibt nur die Möglichkeit, eine automatische Entlüftung nachzurüsten. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass bei einer Besatzung von 4 Personen täglich entleert werden muss - und damit endet die Freiheit des mobilen Wohnens.

Als Alternative stelle ich mir folgende Lösung vor:

Zugegeben, das ganze ist recht aufwändig, benötigt auch etwas mehr Wasser zum Spülen und bedeutet mehr Platzbedarf und höheres Gewicht. Das Wasser zum Spülen könnte aus dem Tank entnommen werden, in den das Abwasser aus den Waschbecken im Bad geleitet wird. Das Gewicht der Toilette hält sich mit ca. 20 kg in Grenzen und der geruchsdichte Fäkaltank findet im Heckstauraum noch Platz. Die Kosten sind kaum höher als bei einer Cassettentoilette mit SOG-Entlüftung. Als Nachteil dieser Lösung bleibt die Geräuschentwicklung des Zerhackers, denn man möchte ja bei einer nächtlichen Sitzung nicht sämtliche Wohnmobilnachbarn aufwecken. Aber ich denke, dass man dem mit einer Schallisolierung entgegenwirken kann. Hier bin ich noch auf der Suche nach einschlägigen Erfahrungsberichten.


Gasversorgung:

Da der Platz im Heckstauraum für einen Gaskasten, in dem  2 Stück 11-kg-Flaschen Platz haben, eigentlich zu kostbar ist, habe ich mich für einen Gastank, der unter dem Fahrzeugboden befestigt wird, entschieden. Außer dem Platzgewinn hat diese Lösung den Vorteil, dass der Tank jederzeit nachgefüllt werden kann. Gerade in Deutschland, in Italien und Frankreich gibt es genügend Tankstellen, die das so genannte Autogas anbieten.  Und eine 25 kg-Füllung reicht im Sommer locker für mehrere Wochen Urlaub, auch wenn fleißig gegrillt wird.
Nachteil ist neben den höheren Investitionskosten die Tatsache, dass der Tank nach 10 Jahren ausgebaut und geprüft werden muss. Aber meines Erachtens überwiegen die Vorteile dieser Lösung.

Isolierung

An dieser Stelle sollte ich erklären, wie ich mir den Aufbau der Isolierung vorgestellt habe. Dies ist ein Thema, über das in den einschlägigen Foren ganze Glaubenskriege geführt werden. Die Meinungen gehen hier weit auseinander, von gar keiner Isoierung bis hin zu 5 cm dicker - und entsprechend teurer X-Treme-Isolierung. In seinem Buch "Kastenwagen-Reisemobil Selbstausbau" beschäftigt sich Christian Grässli ausführlich mit dem Thema. Nachdem er mir auch einige Fragen, unter anderem zu diesem Thema ausführlich beantwortet hatte, entschied ich mich dafür, die Wände und die Decke folgendermaßen zu isolieren: Auf das Blech klebe ich 20 mm-dicke X-Treme Isolator, auch bekannt unter der Herstellerbezeichnung Trocellen. Den verbleibenden Raum zu den Latten und zur Innenwand hin fülle ich mit Mineralwolle aus. Über das ganze spanne ich eine Dampfsperrfolie. Diese soll verhindern, dass sich in der Isolation Kondenswasser bildet, das nicht nur dafür sorgt, dass die Mineralwolle ihre wärmedämmende Wirkung verliert, sondern auch unangenehme Gerüche und schlimmeres erzeugt. X-treme-Isolator nimmt zwar kein Wasser auf, schützt also die Blechwände vor Kondenswasser, aber wenn sich hinter der Innenwand Feuchtigkeit bildet wird es kaum möglich sein, diese durch Lüftung wieder zu beseitigen. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, die Wand mit Vlies, Teppichboden oder ähnlichem Material zu bespannen, das Feuchtigkeit aufnimmt.  Auch bei dieser Methode, bei sich der Taupunkt auf der Wandoberfläche befindet, besteht die Gefahr, dass durch zu viel Feuchtigkeit im Wohnmobil Modergeruch entsteht. Also soll der Taupunkt in die Isolierung hinein verlegt werden und die Dampfsperrfolie soll verhindern, dass sich darin Kondenswasser bildet. Das ganze klingt zwar sehr theoretisch und so als ob es nur bei Wintercamping von Bedeutung wäre. Wer schon mal seinen Dachboden isoliert hat, wird sich mit der gleichen Thematik befasst haben. Und der Taupunkt kann auch im Sommer eine Rolle spielen. Ein Beispiel: Bei 28°C Raumtemperatur und 70% relativer Luftfeuchtigkeit liegt der Taupunkt bei 22 °C. Eine Situation, die ganz normal ist, wenn es nachts abkühlt.

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© W. Fritz, 2007